Insgesamt leben 19.148 Kinder unter 15 Jahren in Pforzheim und 28.583 Kinder im Enzkreis. Nicht jedes dieser Kinder hat die gleiche Chance, gesund aufzuwachsen, denn die Lebensbedingungen der Kinder hängen unter anderem stark von dem sozioökonomischen Status der Eltern ab. Das Einkommen sowie der Bildungsstand stellen Komponenten des sozioökonomischen Status dar.
Kinder aus Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status haben schlechtere Chancen, gesund aufzuwachsen. Das beginnt schon in der Schwangerschaft. Etwa 30,0 % der Mütter mit einem niedrigen Status rauchen während der Schwangerschaft. Im Vergleich dazu rauchen rund 2,0 % der werdenden Mütter mit einem hohen Status. Das ist das Ergebnis verschiedener Studien, wie beispielsweise dem Datenreport 2018 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland.
Auch die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) zeigt Zusammenhänge zwischen Gesundheit und sozialem Status. Kinder mit einem niedrigeren Status haben ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten, Bewegungsmangel, Übergewicht und nehmen seltener Kinderfrüherkennungsprogramme und zahnärztliche Kontrolluntersuchungen wahr.
Fast jedes 5. Kind in Pforzheim und jedes 20. Kind im Enzkreis lebt in einer Familie die SGB-II-Leistungen bezieht. Pforzheim hat in Baden-Württemberg die zweithöchste Kinderarmutsrate mit 18,3 %. Im Vergleich dazu liegt der Enzkreis bei 5,3 % (Landesdurchschnitt: 7,8 %).
Gegenüber dem Höchstwert von 2015 ist die Kinderarmutsrate in Pforzheim um 3,3 Prozentpunkte gesunken. Die Kinderarmutsrate in Baden-Württemberg ist binnen 10 Jahren um 0,8 Prozentpunkte gesunken, wobei kein klarer Negativtrend, sondern dynamische Zu- und Abnahmen erkennbar sind. Ähnlich verhält es sich mit der Kinderarmutsrate im Enzkreis. Diese ist gegenüber 2010 um 0,6 Prozentpunkte angestiegen.
Es gibt - vor allem in Pforzheim - viele Eltern(teile), die ihren Kindern nicht immer das bieten können, was für andere gleichaltrige Kinder ganz selbstverständlich ist, wie ein gesundes Frühstück, Sportkleidung, die Mitgliedschaft in einem Verein oder der Besuch eines Theaterstücks.
Die einzelnen Gemeinden des Enzkreises sind in sehr unterschiedlichem Ausmaß von Kinderarmut betroffen. In Neuenbürg liegt die Kinderarmutsrate bei 11,6 %. Auch Mühlacker (8,7 %) oder Niefern-Öschelbronn (6,7 %) liegen über dem Enzkreisschnitt (5,3 %).
Innerhalb der 15 Pforzheimer Stadtgebiete gibt es große Unterschiede. Vor allem zentral gelegene Stadteile (Innenstadt, Oststadt, Weststadt) sind in besonderem Maße von Kinderarmut betroffen. Der Prozentsatz von Kindern, die in Armut leben, liegt teilweise bei über 35,0 %. Vom Stadtkern entferntere Stadtteile wie Würm und Hohenwart haben eine deutlich geringere Kinderarmutsrate (unter 5,0 %).
Nachfolgend finden Sie grafische Zusammenstellungen der Kinderarmutsraten in Baden-Württemberg, Pforzheim und im Enzkreis zum Download.
Kinderarmut ist als mehrdimensionales Konstrukt zu verstehen und an keine Strukturen oder Sozialräume gebunden. Allerdings gibt es Faktoren, die Kinderarmut begünstigen. Dazu zählen u. a.:
· Leben in größeren Städten
· Migrationshintergrund bzw. keine deutsche Staatsangehörigkeit
· Arbeitslosigkeit der Eltern
· Niedriger Bildungsstand bzw. kein Schulabschluss der Eltern
· Familien mit (mehr als) drei Kindern
· Alleinerziehung
Vor allem in Pforzheim kumulieren viele dieser Risikofaktoren. Aus den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchung geht hervor, dass knapp 60,0 % der 4 bis 5-jährigen Kinder in Pforzheim einen einseitigen oder beidseitigen Migrationshintergrund haben. 4,4 % der Väter und 3,6 % der Mütter haben keinen Schulabschluss. Dies sind Höchstwerte in Baden-Württemberg.
Literatur:
Letzte Aktualisierung: 03.08.22, Anna Hageleit, Gesundheitsamt Pforzheim