Armut hat viele Definitionen. Neben der absoluten Armut kann eine Person als arm gelten, wenn sie eine Sozialleistung empfängt oder wenn sie weniger als 60% des mittleren Nettohaushaltseinkommens in ihrer Bevölkerung verdient (relative Armut).
Kinderarmut wird hier wie folgt definiert: Ein Kind (unter 15 Jahren) ist von Kinderarmut betroffen, wenn es in einer Bedarfsgemeinschaft (bspw. einer Familie) lebt, in der eine Person Leistungen nach SGB-II bezieht.
Folge dieser Definition ist, dass es eine Dunkelziffer von Bedarfsgemeinschaften gibt, die z.B. keine Leistungen in Anspruch nehmen, obwohl diese ihnen zustehen würden.
Im Jahr 2020 leben 19.148 unter 15-jährige in Pforzheim und 28.583 im Enzkreis (Statistisches Landesamt, 2021). Davon lebt fast jedes 5. Kind in Pforzheim und jedes 20. Kind im Enzkreis von SGB-II-Leistungen.
Genauere Informationen finden Sie auch in unserem Faktenblatt zur Kinderarmut
Ein gemeinsamer Einsatz gegen Kinderarmut - auch im Enzkreis
Das Präventionsnetzwerk Enzkreis ist Teil der landesweiten Strategie "Starke Kinder - chancenreich", die vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert wird. Ziel ist es, Kinderarmut und deren Folgen nachhaltig entgegenzuwirken.
Im Enzkreis haben sich zahlreiche kommunale Akteure, darunter Verwaltung, soziale Einrichtung, Bildungs- und Gesundheitsakteure, zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Ziel des Netzwerkes ist es Kinder und Familien in belastenden Lebenslagen frühzeitiger, gezielter und koordinierter zu unterstützen.
Was ist ein Präventionsnetzwerk?
Ein Präventionsnetzwerk verknüpft bestehende Angebote vor Ort udn schafft neue Verbindungen zwischen Fachkräften, Institutionen und Familien. Es dient als Plattform für Austausch, Abstimmungen und strategische Weiterentwicklung lokaler Unterstützungsstrukturen. Eine zentrale Koordinierungsstelle im Landratsamt Enzkreis sorgt dabei für die Organisation, Steuerung und den fachlichen Dialog.
Ziel ist es Ressourcen zu bündeln, Versorgungslücken zu schließen und gemeinsam neue Wege zu entwickeln, wie Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen Herkunft faire Chancen auf Bildung, Gesundheit und Teilhabe erhalten.
Was ist eine Präventionskette?
Die sogenannte Präventionskette beschreibt das konzeptionelle Rückgrat eines Präventionsnetzwerks: Sie stellt sicher, dass Unterstützungsangebote entlang der kindlichen Entwicklung, von der Schwangerschaft, über die Kita bis zur Ausbildung, aufeinander abgestimmt sind.
Im Enzkreis heißt das konkret: Wir erfassen bestehende Angebote, analysieren mögliche Lücken und entwicklen gemeinsam passgenaue Lösungen. Dabei geht es zum Beispiel um Zugänge zu Frühen Hilfen, Sprachförderung, psychosoziale Unterstützung, Schulübergänge oder den Weg in den Beruf. Durch diese abgestimmte und lückenlose Kette von Angeboten sollen die Kinder und Familien dauerhaft gestärkt werden.
Warum ist das wichtig?
Etwa jedes fünfte Kind in Baden-Württemberg ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Diese Herausforderung wirken sich auf Bildungschancen, Gesundheit, gesellschaftliche Teilhabe und Lebensqualität aus, oft bis in das Erwachsenenleben hinein.
Das Präventionsnetzwerk Enzkreis setzt deshalb auf frühzeitige, koordinierte und wirkungsvolle Unterstützung. Unser Ziel ist es, die Folgen von Kinderarmut nicht nur zu lindern, sondern ihre Folgen zu verhindern. Denn starke Kinder brauchen starke Strukturen, diese können nur gemeinsam geschaffen werden.